DISTANZ.

Ich befinde mich in einer etwas seltsamen Situation, um über Distanz zu schreiben. Im Zug, in einem Wagonabteil, mit 5 anderen für 11 Stunden eingesperrt. Auf dem Weg von Zürich nach Graz.

Es war es uns allen Wert für eine kleinere Ausgabe den Komfort zu opfern. Die Enge mit dem Fremden auszuhalten. Gerüche, Geräusche, die warme Atemluft des anderen zu ertragen, den Platz zu opfern. Wert, die Nacht miteinander auszuharren. Viel zu nahe Nächstennähe.

Das hier geteilte Photo hat nichts mit Zugfahrten zu tun. Nichts mit engen Räumen, unangenehmen Körperlichkeiten und von Natur geschenkten Lebenszeichen. Und doch passt es.

Das grelle Weiß, die flammenbeißenden Grenzen, die verdunkelte Aussicht auf eine mir allzu bekannte Szene. Distanz.

Distanz zu Bekanntem und Nähe zum Fremden. Distanz?

Es geht mir ums Nicht-„Mehr“-Sein-Wollen. Um weiße Flächen und harte Szenen. Um Dunkles. Um Verletzlichkeit durch Eingraviertes. Ums Löschen. Ums Entscheiden. Ums Schmerzende, Beißende und Brennende. Ums grelle Neue.

Ums Andere. Um unbekanntes Kennendes. Um nahe Ferne. Ums Ausharren. Ums Zusammensein in Fremdlichkeit. Um anerkanntes Missverstehen. Um Ausreden. Um Humor vielleicht. Distanz.

 

… ist halt auch wieder etwas um die Ecke.

 

05/04/24