Es fällt mir schwer über dieses Bild zu schreiben. Das aus mehreren Gründen.
Einerseits habe ich das Gefühl einem sprachlichen Format treu bleiben zu müssen, das ich in meinen letzten Einträgen vorgelegt habe. Es macht mich nervös indirekt vorauszusetzen, dass hier nun auch ein Gedicht geschrieben werden muss, irgend ein Sinn, ein Kontext in einer kreativen Sprache gelegt werden soll. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich in etwas reinsteigere und mich selbst vor lauter Erwartungen blockiere. Immer ganz oder gar nichts…
Ich habe länger überlegt, was ich zu diesem Bild schreiben will.
Mir kam dann die Idee darüber nachzudenken, wie ein Weg meist nur von oben schön aussieht. Wie, dass, wenn man den Weg tatsächlich geht, bzw. wenn man ihn aus der Perspektive des Mannes (hier mein Ehemann) betrachtet, man zum Großteil eigentlich nur den Asphalt sieht. Vor allem, wenn man den Kopf gesenkt hält…
Außerdem ist der Weg hier vorgelegt… „Gehe deinen eigenen Weg“ scheint oft vorauszusetzen, dass es diesen eigenen Weg schon irgendwo gibt. Dass die Richtung schon vor dem Antreten der Reise gelegt ist…
Dabei ist der eigene Weg doch immer nur rückblickend ein Weg… Vielleicht ist es ja dann nicht mal ein richtiger Weg, sondern dann doch nur ein paar chaotische Fußstapfen, wie es beim Photographieren des Bildes bei mir der Fall war. Ich habe leider kein Photo von meinen hinterlassenen Spuren im Schnee, weiß aber, dass zum Photographieren ein Tanz dazugehört: Ein Bücken und Zappeln, ein Vor- und Zurücktreten, Kamera fest an die Nase gepresst, verzerrtes Gesicht, um durch den oft viel zu kleinen Viewfinder blicken zu können. Manchmal muss man sich sogar hinknieen, um eine Szene erfassen zu können, die man tatsächlich auch schön findet.
Ja, der “Tanz der Photograph:innen” sieht ziemlich dämlich aus; aber (und das ist meiner Meinung nach das Schönste an der Praxis): das ist einem in dem Moment auch echt egal… Das Bild zählt. Ganz oder gar nichts…
Der ursprüngliche Titel dieses Eintrags hieß „Kindheit“. Das aus dem einfachen Grund, dass diese Szene, diese Aussicht, eine ist, die ich als Kind oft sehen durfte. „Siebenbrünn“ ist ein wunderschöner Ort, der mit vielen Erinnerungen verbunden ist. Freundschaften, Familie, Ruhe…
Aber darüber kann ich jetzt nicht schreiben. Vielleicht weil ich dieses Thema jetzt nicht aufgreifen will, es zu nah an meinem Herzen liegt, oder aber weil ich heute um vier Uhr aufstehen musste und gerade etwas ermüdet im Zug von Graz nach Leipzig sitze. Kein Kopf dafür habe. Schon etwas länger über dieses Bild grüble… und eigentlich schon den nächsten Beitrag schreiben will…
Immer ganz oder gar nichts… und wenn mal nichts, dann nur fürs Ganze…
01/02/2024